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Anita Enander, Director, Institute for the Desert Arabian Horse

Die Babson-Zuchtpopulation im Hinblick auf ihre zukünftige Erhaltung

Mitgliederversammlung 2013

 

Henry Babson suchte in der ganzen Welt nach seinem idealen Araber. Er fand ihn 1932 in Ägypten und importierte einen Hengst (Fadl), fünf Stuten (Bint Bint Sabbah, Bint Serra I, Bint Saada, Maaroufa und Bint Bint Durra) und einen Junghengst, der vorzeitig einging. Das Babson-Zuchtprogramm bietet die Gelegenheit zur Betrachtung einer über 80jährigen Araberzucht und illustriert gleichzeitig die Möglichkeiten und Herausforderungen einer Erhaltungszucht in der Zukunft.

Die Babson-Zucht lässt sich in drei Phasen einteilen:

Während der ersten Phase, der 30 Jahre von 1932 bis in die frühen 1960er, befand sich die Araberzucht in den USA im stetigen Wachstum. Während dieser Zeit stammte über die Hälfte aller ägyptischen Araber in den USA aus der Zucht von Henry Babson. Er besaß die größte Zuchtpopulation außerhalb Ägyptens. Dies war natürlich bevor irgendwelche Vereinigungen, Clubs oder Institute festgelegt hatten, wie man einen „rein ägyptischen“ Araber definiert.

Babson hatte nicht vor, ein “Erhaltungszuchtprogramm” zu gründen. Er war kein Genetiker. Er züchtete nicht für Schauen oder für den Markt, obwohl er in beiden erfolgreich war. Sein Zuchtziel war ein gutes, reitbares Pferd.

Obwohl Babson später auch Pferde aus anderen Ländern importierte, einschließlich Polen, zog er seine Ägypter vor, verkaufte schließlich die Pferde mit polnischem Blut und konzentrierte sich fast völlig auf die ägyptischen Linien. Die einzige Ausnahme war die in Saudi-Arabien gezogene Turfa, aus der er sechs Fohlen von seinem importierten ägyptischen Hengst Fadl zog.

Die zweite Phase der Babson-Zucht, die etwa 25 Jahre von den frühen 1960ern bis etwa 1990 andauerte, fand zeitgleich mit dem gewaltigen Anstieg der ägyptischen Exporte und der Etablierung des Begriffs „straight Egyptian“ statt. In dieser Zeit stieg die Zahl der Araberzüchter in den USA rasant an.

Da rein ägyptische Pferde gefragt waren, wandten sich US-Züchter natürlich an Babson, um zusätzliche Stuten zu erwerben. Bentwood Farm kaufte mehr als ein Dutzend rein ägyptische Stuten von Babson, dazu Töchter aus Babson-Stuten von neu importierten Hengsten. Ansata erschuf seine berühmte Nile-Familie durch die Anpaarung von Ansata Ibn Halima mit der Babson-Stute Fa-Habba, aus der Falima entstand. Babson-Pferde mit Turfa -Blut waren ebenfalls sehr gefragt, wegen ihrer Qualität und weil „rein ägyptisch“ gezogene Pferde sehr teuer wurden.

Während dieser zweiten Phase verbreitete sich das Babson-Blut in der ganzen Welt, hauptsächlich aufgrund der gewaltigen Nachfrage nach „rein ägyptischen“ Pferden.

Einige Beispiele:

Beide Großväter und eine Großmutter des in Australien gezogenen internationalen Multi-Champions Simeon Shai stammten aus amerikanischer Zucht; in ihren Pedigrees findet sich mindestens 25% Babson-Blut (Shai selbst hatte einen Babson-Anteil von fast 24%). [Die zweite Großmutter in Shais Pedigree führt EAO-Blut über Bábolna.].

In Deutschland führten natürlich einige der Stammpferde des Hamasa-Gestüts einen hohen Prozentsatz an Babson-Blut: Faziza, Shar Zarqa, Shar Gemara, Shar Duda. Der Hengst Mohafez, Sohn einer Babson-Stute, war ein bedeutender Vererber auf Dr. Nagels Katharinenhof. Diese Gestüte verkauften wiederum Pferde mit Babson-Blut in weitere Länder.

In Großbritannien stand der einzige reine Babson-Hengst, der während dieser Zeit aus den USA exportiert wurde, The Shah; andere Pferde mit Babson-Blut kamen ebenfalls nach England. The Shah deckte überwiegend Crabbet-Stuten.

Importe in andere Länder waren oft bis zu 50% Babson. Beispiele: Südafrika – Anchor Hill Omar. Brasilien – Monaserra, Imperial Al Azali, Moshallah (aus Deutschland), und mehrere Bentwood-Pferde. Die Niederlande kauften Hamasa-Pferde. Argentinien importierte Raadin Kamar und Raadin Karma, sowie Zichy Thyssen-Pferde mit Babson-Blut. 

Dies sind nur einige Beispiele. Denen, die mehr Einzelheiten wissen möchte, empfehle ich das Buch “The Babson Influence”, herausgegeben vom Institute for the Desert Arabian Horse und zu beziehen durch den Asil Club.

In den frühen 1990er Jahren konnte man also Babson-Blut überall dort auf der Welt finden, wo es eine größere Anzahl ägyptischer Pferde gab, auch in bedeutenden Gestüten, meist durch die Anpaarung importierter “neuer” ägyptischer Hengste mit Babson-Stuten oder deren Töchtern. Dieses Blut wurde als wertvoller Teil der Zucht betrachtet. Babson-Stuten in der Mutterlinie waren hochbegehrt, auch wenn die „neuen“ ägyptischen Hengste die meiste Publicity bekamen. Das Babson-Gestüt setzte seine Zucht fort und eine kleine Schar von Kunden unterhielt Zuchtprogramme mit reinen Babson-Ägyptern oder Babson-Turfa-Pferden.

Dann kam der große wirtschaftliche Absturz in den USA – mit den Worten der Ökonomen, “die Seifenblase platzte”.

Dies bringt uns zur dritten Phase der Babson-Zucht. In den USA sank die Anzahl der Vollblutaraberfohlen von 30 000 im Jahr 1989 auf weniger als 4000 im Jahr 2011. Von dem Höhepunkt mit 1000 ägyptischen Fohlen, die 1990 eingetragen wurden, sind wir nun bei knapp 400 pro Jahr – was wirklich erstaunlich ist, denn damit machen Ägypter jetzt 13% der stark gesunkenen US-Population aus, während es in den 1980ern nur 2% waren. Natürlich sind die Zahlen bei allen Blutlinien in anderen Ländern stark angestiegen, vor allem im Mittleren Osten und in Südamerika.

Während dieser dritten Phase wurde das Babson-Blut von manchen schlechtgeredet und von vielen ignoriert. In den Pedigrees rein ägyptischer Pferde ist es in den Hintergrund gerückt – inzwischen bis in die vierte oder fünfte Generation.

Ägyptische Pferde werden oft als “schön” betrachtet, aber nicht als gute Leistungspferde oder als ernstzunehmende Konkurrenten auf den großen Schauen. Und dies trotz der internationalen Erfolge von Pferden wie Laheeb, seinem Sohn Al Lahab und der Stute Loubna. Alle haben eine Babson- Mutterlinie, und Laheeb führt 6,25% Babson-Blut.

Dennoch hat eine kleine Gruppe von Anhängern die Gelegenheit genutzt, eine “geschlossene” Zuchtgruppe von Pferden zu erhalten, die nur auf die Originalimporte Babsons aus Ägypten zurückgehen. Mit großem Einsatz wurde versucht, das Babson-Blut zu erhalten, indem die Stuten nur Babson- Fohlen zur Welt bringen. Ohne sie wäre diese Zuchtrichtung inzwischen verloren.

Diese Züchter arbeiten regelmäßig zusammen und tauschen Hengste und Stuten untereinander aus. Sie haben die Babson-Pferde durch diese dritte Phase hindurch erhalten, vor allem nach der Auflösung des Babson-Gestüts vor fast 15 Jahren. Wegen der Gefahr, innerhalb der geschlossenen Gruppe Vielfalt zu verlieren, stehen nur wenige Stuten für Züchter außerhalb der Gruppe zur Verfügung.

Wenn wir vorausschauen, sollten wir die vorhandene Gruppe der Babson-Pferde, etwa 140 Stuten und 100 Hengste, als genetische Ressource betrachten? Oder als veraltete Idee, die verschwinden wird? Dies bringt uns zum Konzept der „Erhaltungszucht“. Obwohl Dr. Olms mich gebeten hat, heute vor allem über die Babson-Pferde zu sprechen, kann man das, was ich jetzt sagen werde, auf alle Blutlinien anwenden – nicht nur die Babsons.

Ich werde in die Zukunft blicken, sowohl auf der Basis der Arbeit des Instituts in Zusammenarbeit mit Forschern mehrerer Universitäten zum Thema Erhaltungszucht, als auch auf der Basis meiner eigenen Beobachtungen an Babson-Pferden.

Ich habe selbst etwa 100 reine Babson-Pferde gesehen, die heute in den USA leben – über die Hälfte der vorhandenen Zuchtpopulation. Und ich muss hinzufügen, dass ich selbst eine Stute aus Babson-Linien besitze, die zusätzlich auf Sirecho zurückgeht.

Der Sinn einer geschlossenen Zuchtpopulation ist es, bestimmte Gene länger zu erhalten, als es möglich wäre, wenn sie alle in der allgemeinen Population aufgehen würden. Aber um von Wert zu sein, sollte eine geschlossene Zuchtgruppe bestimmte Merkmale haben:

1. POSITIVE EIGENSCHAFTEN– die der Rasse zugutekommen können. Bei den Babson-Linien sind zwei Merkmale vorherrschend: Temperament und Exterieur (einschließlich Balance, Fundament und Knochenstärke). Bemerkenswert sind auch die Fruchtbarkeit, die mütterlichen Qualitäten der Stuten und das Pigment (Dinge, bei denen in anderen rein ägyptischen Linien Probleme auftreten können).

2. GESUNDE UND KORREKTE INDIVIDUEN– die Pferde selbst müssen gute Vertreter ihrer Rasse sein. Es gibt so gute Erfolge mit Babson-Pferde in der Dressur und anderen Sportdisziplinen, dass das eigentlich selbstverständlich erscheint. Manche kritisieren die Babson-Pferde für ihren „Typmangel“ – wenn man „Typ“ mit extremem „Dish“ gleichsetzt – aber jeder, der die ursprünglichen Wüstenpferde studiert hat, weiß, dass ihre Köpfe typisch sind für die Stammpferde aus der Wüste. 

3. VERFÜGBARKEIT FÜR DIE ALLGEMEINE POPULATION. Innerhalb einer Zuchtgruppe sollte es hervorragende Individuen geben, die im Wesentlichen gute Pferde sind. Aber vom genetischen Standpunkt aus liegt der Sinn vor allem darin, dass diese Pferde Eingang finden in die allgemeine Population. Sie sollten die positiven Merkmale mitbringen, die der Rasse insgesamt zugutekommen. Dieses Konzept betrifft natürlich jede geschlossene Zuchtgruppe, die unter dem Aspekt der Erhaltung geführt wird.

Wie werden die Babson-Pferde also heute gezüchtet? Es gibt zwei Sorten von Züchtern, die heute Babson-Hengste einsetzen: einmal die Erhaltungszüchter mit reinen Babson-Pferden und ähnlichen Gruppen –Babson-Brown, Babson-Turfa und Babson-Sirecho – und zweitens diejenigen, die vor allem Sportpferde züchten, besonders für die Dressur.

Wenn man mit Leuten spricht, die Pferde mit hohem Babson-Anteil haben, so werden sie ihre Gründe dafür so beschreiben: Temperament, Temperament, Temperament – und Leistung. Sie sind leicht zu trainieren und würden alles für ihren Reiter tun. In den USA haben wenigstens 20% der Babson- Hengste mindestens ein Fohlen außerhalb der Babson-Population gebracht, und das meist für den Sporteinsatz.

Außerhalb der USA sollte ich erwähnen, dass im Jahr 1992 der einzige Babson-Sohn des berühmten Serr Maariner (des ersten Vollblutarabers mit einer Dressur-Goldmedaille) nach England importiert wurde. Er wird dort seit 20 Jahren in der Sportpferdezucht eingesetzt. Vor nicht langer Zeit wurden mehrere reine Babson-Pferde nach Frankreich verkauft, und die Stuten werden jetzt mit diesem Serr Maariner-Sohn angepaart, um eine reine Babson-Zuchtgruppe in Frankreich zu etablieren – mit Schwerpunkt auf dem Einsatz im Sport. Insgesamt gesehen ist jedoch die Zahl von nicht-Babson-Stuten, die mit Babson-Hengsten angepaart werden, sehr klein, vielleicht 3-4 pro Jahr in den USA und noch weniger anderswo. Die größeren Ägypter-Gestüte benutzen keine Babson-Pferde.

Die Frage ist daher: gibt es irgendeinen Grund dafür, Babson-Blut in der Ägypter-Zucht, oder auch der gesamten asilen Population, einzusetzen? Warum finden wir so gut wie keine Babson-Hengste, die innerhalb der Ägypter-Zucht genutzt werden, vor allem in der Zucht für den Schauring? 

Diese Frage können natürlich nur die Züchter beantworten, die solche Entscheidungen fällen. Im Allgemeinen bekomme ich zu hören, Babsons wären nicht „schön“ genug für den heutigen Schaustandard, und Korrektheit und Substanz seien nicht so wichtig wie andere Dinge.

Doch zu den Merkmalen, die ich bei den Babson-Pferde gefunden habe und die für die Ägypter-Zucht von Nutzen wären, gehören Temperament, Fruchtbarkeit, Mütterlichkeit (es ist äußerst selten, dass eine Babson-Stute ihr Fohlen nicht annimmt), Pigment, Knochenstärke, und ein sehr gutes Fundament.

Lassen Sie mich noch etwas zum Fundament sagen. Scheinbar ist ein Hinderungsgrund, Babson-Pferde zu nutzen, das Vorurteil, Babsons wären „Ponys“ mit kurzen Beinen. Es gibt in der Tat einige Babsons mit einem Stockmaß zwischen 140 und 145 cm, und manche mit kurzen Beinen. Ich glaube aber, diese Meinung basiert viel eher auf der gewaltigen Gurtentiefe und Rippenwölbung, zusammen mit einer Leichtfuttrigkeit, die dazu führt, dass viele Babsons zu fett werden: dadurch erscheinen die Beinen kürzer (das heißt, es gibt wenig Luft unter dem Bauch). Auch tendieren sie zu den klassischen „Koheilan“ und „Dahman“ Exterieur-Typen, die nicht in Mode sind.

Wenn man das insgesamt gute Fundament mit kurzen Röhren, hervorragenden Fesseln und allgemeiner Balance bei vielen Babson-Pferden mit größeren Pferden vergleicht, die lange Röhren haben, lange oder schwache Fesseln und wenig Gurtentiefe…nun, ich hoffe, Züchter würden dem besseren Fundament den Vorzug geben.

Und das ist die eigentliche Frage: Gibt es Züchter, die den Mut haben, sich jenseits der heutigen “Mode” zu orientieren, zu erkennen, dass wir uns wieder um die Korrektheit der Pferde bemühen müssen, und außerhalb der “modischen” Quellen nach solchen Merkmalen zu suchen? Wenn ja, so sind die Babsons eine hervorragende Quelle dafür. Was die Leute zurückhält, ist auch, dass es sicherer ist, stark ingezüchtete Pferde einzusetzen (unter anderem, um den Typ zu “fixieren”), und dass ein Outcross schwer einzuschätzen ist. 

Wenn die Babsons in der Ägypter-Zucht als eine Art „Outcross“ eingesetzt werden, wird es eine zweite oder mehr Generationen brauchen, bis sich daraus die besten Pferde entwickeln. Der Markt existiert heute, nicht 10-15 Jahre später.

Babson-Züchter lassen ihre wenigen kostbaren Stuten nur ungern von anderen Hengsten decken, aber Babson-Hengste werden allgemein nicht als Vererber betrachtet, deren Fohlen sich gut vermarkten lassen. Es muss sich also in mehfacher Hinsicht etwas ändern.

Es bleibt abzuwarten, ob die Babson-Pferde eine vierte Phase erleben werden, in denen sie der Rasse wieder etwas geben können. Da ich die großartigen positiven Eigenschaften vieler Babson-Pferde kenne, hoffe ich sehr, dass es so sein wird.