R.I.P Heiner Buschfort (1946 - 2024)

Die Zucht von arabischen Vollblütern auf dem Hochplateau des Hofguts Kauber Platte nahm ihren Anfang in den frühen 1970er Jahren, als Heiner Buschfort mit vier Stuten Marbacher Blutführung die ersten Pferde 360 Meter hoch über dem Tal des als romantisch bezeichneten Mittelrheins beheimatete. Obwohl diese Pferde nicht lange auf dem Gestüt bei Heiner Buschfort verblieben, gründete die Winarsad- Tochter Diedje von Hadban Enzahi eine in Deutschland einflussreiche Familie, die mit ihrer Tochter El Kantara (v. Kaisoon) die Gründungsstute des Amun Gestüts der Familie Steiner in Augsburg wurde und deren Sohn Amun El Kantar (v. Anchor Hill Halim) den ersten in Bayern gezogenen Sieger der Körung 1981 in Darmstadt stellte.

Bei einem Besuch bei Carl-Heinz Dömken und dem Live-Erlebnis von Ghazal (Nazeer x Bukra) verliebte sich Heiner Buschfort in die Ausstrahlung und Präsenz des rein ägyptischen Asil Arabers. Ein Besuch des Staatsgestüts in Kairo in besiegelte schließlich Heiner Buschforts Idealvorstellung des Wüstenpferdes, nachdem er dort die legendären Mutterstuten erleben durfte, allen voran die unvergleichliche ‚Queen of the Nile Valley‘ Moniet El Nefous (Shahloul x Wanisa). So folgten konsequenterweise dem Auszug der ‚Marbacherinnen‘ in Kaub nur kurze Zeit später im Jahr 1973 vier aus El Zahraa importierte Töchter des legendären Tuhotmos (El Sareei x Moniet El Nefous), welche die Entwicklung der Zucht national wie international entscheidend prägen sollten: Hania (Elitestute, 1971 x Hodhoda v. Alaa El Din), Nana (1971 x Nazic v. Morafic), Set Husen (1971 x Set Abouhom v. Alaa El Din) und Moetazza (1972 x Aziza v. Alaa El Din). Das Quartett arabischer Schönheiten kann man als die eigentlichen Stammstuten der Zucht auf der Kauber Platte bezeichnen. Hania und Nana erwiesen sich als besonders wertvolle Mütter und sind heute noch mit ihren Familien im Bestand vertreten. Set Husens Nachzuchten wurden verkauft, während von Moetazza eine Tochter und ein Sohn zeitweise im Bestand blieben. Heute findet man deren Linien nur noch außerhalb des Gestüts. Sie sind z.T. auch im Ausland verbreitet und erfolgreich. Im Lauf der Jahre kamen noch einige weitere ägyptische Familien dazu, von denen die der Manaya (Madkour x Maisa) und der Halima El Nil (Halim Al Kadir x Bint Bint El Nil) die zahlenmäßig stärksten Familien im Gestüt ausmachen.

1974 folgte Heiner Buschfort der Einladung einiger Zücherkollegen zu einem Treffenim Hause des Verlages Georg Olms in Hildesheim. Es ging darum, die Interessen der Asil Züchter zu wahren und zusammen mir carl-Heinz Dömken, Dr. W. Georg Olms, Erika Schiele, Dr Otto Saenger, Dr. Georg Wenzler, und anderen den Asil Club unter dieser Bezeichnung zu gründen. Es sollte damit auch die Grundlage für entsprechende Publikationen mit Gestütspräsentationen geschaffen werden. Der erste Band Asil Araber, Arabiens edle Pferde erschien 1977. Auch das Gestüt Kauber Platte war mit Einträgen dabei. Seither fehlte Heiner Buschforts geschätztes Gestüt Kauber Platte in keinem der inzwischen sieben Bände.

 

Die aufgrund der geologischen Voraussetzungen des mittelrheinischen Hochplateaus mineralstoffreichen Kräuterwiesen des Gestüts ähneln in trockenen Sommern einer kargen Landschaft, wie sie die ägyptischen Pferde aus ihrer ursprünglichen Heimat kannten. Der Typtreue der auf der Kauber Platte ägyptisch gezüchteten Asil Araber tut dies seit über vier Jahrzehnten gut. In seinem züchterischen Weitblick hatte Heiner Buschfort immer das klassische Erscheinungsbild des edlen, trockenen und leistungsbereiten Pferdes der arabischen Wüste vor Augen, das in Europa ab Beginn des 19. Jahrhunderts für Furore sorgte. Auf der Kauber Platte kann man sie bis heute finden, diejenigen Pferde, die wir kennen und lieben von den Werken der zahlreichen Künstler*innen der letzten zwei Jahrhunderte. Hier sei auch die Anmerkung erlaubt, dass Heiner Buschfort neben dem Asil Club einer der ersten privaten Auftraggeber außerhalb der USA war, der der heute international renommierten Künstlerin Karen Kasper die Kommission für eine Porträtbronze erteilte. Auch hier hat er Weitblick erwiesen!

Seit 2011 hat sich Heiner Buschfort zunehmend aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen und die Geschicke des Familienbetriebs seinem Sohn Martin übergeben. Neben dem Gestüt, das seit über 45 Jahren von Pferdewirtschaftsmeisterin Reinhild Moritz geleitet wird, befindet sich auf der Kauber Platte seit bereits über 30 Jahren auch das von Toni Baumann geleitete Ausbildungszentrum, eine Trainingsstätte für Pferde nicht nur arabischer Blutführung. Neben dem Training umfassen die vielen Aktivitäten ein reichhaltiges Angebot von Seminaren und natürlich das ‚Kauber Platte Championat‘, das sich bereits 1991 im nationalen wie internationalen Schaukalender als Mega-Event vor der unnachahmlichen Kulisse des Mittelrheins etabliert hat.

An dieser Stelle erlaube ich mir, Heiner Buschfort zu ziteren: "Ich möchte durch meine züchterischen Bemühungen dazu beitragen, das arabische Pferd in all seinen Facetten, der Schönheit, Eleganz, Harmonie und unvergleichlichen Ausstrahlung den Menschen mit einem wachen Auge zu erhalten". In eigener Sache und als jahrzehntelange Liebhaberin der Kunst rund um das arabische Pferd spricht mir dieses Zitat aus der Seele; denn als ich Heiner Buschforts Gestüt in den 1970er Jahren zum ersten Mal besuchte kann ich sagen, dass mir dort genau diese Pferde auf der Koppel entgegenkamen, wie ich aus den ‚alten‘ Bildern kannte. Für mich war dies ein einschneidendes Erlebnis!

Mit Heiner Buschfort ist am 29. Dezember 2023 einer der bekanntesten Züchter ägyptischer Asil Araber verstorben. Viele, die ihn kannten und hochschätzten, werden ihn vermissen, aber insbesondere wird er der „Kauber Platte-Familie“ fehlen!