Der Asil Araber - Glaub es oder glaub es nicht! 

Die Berichte über das Wesen und die Leistungen des arabischen Pferdes grenzen oft ans Wunderbare. Sie begegnen uns in Anekdoten, in Legenden und in persönlichen Erlebnissen. Im Kern stimmen diese Aussagen überein: Das asil arabische Pferd ist eine Perle der Schöpfung, ist etwas Einzigartiges. Für diese herausragende Zuchtleistung der Beduinen müssen wir dankbar sein.

Und wenn das Hohelied auf diese herrlichen Geschöpfe von Arabern gesungen wurde, geschah das zumeist mit einer hohen Kunstfertigkeit. Redegewandtheit und Schlagfertigkeit haben die Beduinen ebenso ausgezeichnet wie ein hervorragendes Gedächtnis.

Wir wissen, die tägliche Arbeit wurde von den Frauen und den Sklaven verrichtet. Die Männer schwatzten, diskutierten, rezitierten, stritten, berieten tagaus, tagein in den Zelten, während der Ritte auf ihren Kamelen und schulten so ihr Gedächtnis, erwarben eine Eloquenz, die ihresgleichen sucht.

Die Klassiker der arabischen Literatur, das Liedgut, die Welt der Märchen und Sagen, die Helden- und Hochzeitsgedichte waren Gegenstand der Unterhaltungen, ebenso wie die Genealogien der Sippe, der Pferde, der Kamele, die Erlebnisse auf der Jagd mit den Falken und den Salukis und bei den Ghazus. Diese tägliche Kommunikation machte innerhalb des Stammes das Gesamtgeschehen durchsichtig. Da blieb nichts geheim, und der einzelne hütete sich, Unehrenhaftes zu tun. Die absolute Wahrheitstreue, insbesondere auch bei den Abstammungen ihrer Lieblinge, den Pferden und Kamelen, die schließlich ihre Existenzgrundlage bildeten, war ebenso zwingend geboten wie das Einhalten der Gastfreundschaft. Die Gesetze des Wüstenlebens mußten beachtet werden, wollte man sich nicht aus der Gemeinschaft ausschließen, und ohne diese Gemeinschaft gab es kaum ein Überleben in der Arabia Deserta.

So könnten die folgenden, oft frappierenden Berichte ebenso in die anderen themenbezogenen Kapitel eingeschaltet werden, da sie ohnehin auf Tatsachen beruhen oder zumindest einen wahren Kern haben. 

Um es mit Reich-Ranicki zu sagen: „Sie sind oft unwahrscheinlich, aber immer wahr.“

W. Georg Olms (1999)